29.06.2023
Was Blinde sehen

Ein Gottesdienst mit Sehbehinderten. Simone hat ihn mit vorbereitet. Simone ist eine Frohnatur. Sie kennt die schönsten Witze. Sie kann wundervoll lachen. Sie singt in einem Gospelchor. Und Simone ist von Geburt an so gut wie blind.

Simone geht nach vorn zum Pult. Ihr Mann führt sie. Der Blinden-Hund, ein schöner Labrador, ist schon im vorgerückten Alter. Er darf heute unter der Kirchenbank schlafen.

Simone liest aus ihrer Blindenbibel vor. Die Geschichte vom blinden Bartimäus. Und wie er geheilt wird, von Jesus.

Simone wurde nicht von ihrer Blindheit geheilt. Auch wenn sie wer weiß wie oft dafür gebetet hat. Sie muss weiter mit ihrer Blindheit leben.

Es ist ganz still in der Kirche, als Simone erzählt, wie schwer das für sie war. Und wie lange sie gebraucht hat, um die Enttäuschung zu verdauen. Und dass sie mit der Zeit auf andere Weise sehen gelernt hat:

Nämlich Sehen mit dankbarem Herzen. Sie sieht nichts als selbstverständlich an. Sie weiß, dass sie auf Hilfe angewiesen ist, auf Gottes Hilfe. Sie bespricht alles mit ihm: Ihren Alltag, ihre Sorgen, ihre Termine. Sie ist dankbar für ihren Glauben und dass sie beten kann.

Sie ist auch dankbar für ihre Mutter, die sie nicht verwöhnt hat. Sie ist dankbar für ihren Mann. Sie ist dankbar für die vielen Hilfsmittel vom Handy bis zum Computer.

Simone ist ein dankbarer Mensch. Und vielleicht ist es das, was sie so liebenswert macht. Sie sieht nichts als selbstverständlich an.

Dankbarkeit für diesen Tag und eine gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha     


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